Historie
Großbürgerliches Anwesen an der Seestraße – die Villa Prym
Website: www.villaprym.com
Das Konstanzer Seeufer wird über die 1868/69 angelegte Seestraße befestigt. Am östlichen Ende dieser repräsentativ gestalteten Promenade errichtet das Konstanzer Architekturbüro Jung & Martin für den Privatier Gustav Hammer in den Jahren 1876/77 eine ebenso repräsentative Villa. Mit ihren ca. 1,3 ha einnehmenden Freiflächen, unterschieden in einen großen, die Villa rahmenden Ziergarten und einen rückwärtigen Nutzgarten mit Ökonomie, steht diese Villa ganz in der Tradition der älteren Landgüter.
1897 wird das Anwesen von Gustav Prym erworben und in den nächsten Jahren derart umfassend modernisiert, dass die Villa bis heute völlig zurecht den Namen dieses früheren Eigentümers trägt. Nach dem Tode des aus dem Rheinland zugewanderten Pensionärs 1917 blieb das Anwesen in Familienbesitz, bis es 1955 von der Stadt Konstanz erworben wird.
In den Obergeschossen war bis 2012 das Institut für Kommunikationsdesign der HTWG untergebracht, das Parterre wird bis heute vom Konstanzer Yacht-Club genutzt.
Neorenaissance und Jugendstil – zur Architektur der Villa Prym
Architektur und Ausstattung der Villa Prym sind von einem Nebeneinander aus Neorenaissance und Jugendstil geprägt. Trotz mehrfacher Überformungen ist der ursprüngliche Kernbau noch klar erkennbar.
Gustav Prym führt als neuer Eigentümer wiederholt Modernisierungen und dabei Anpassungen an den Zeitgeschmack durch. Noch im Jahr des Erwerbs (1897) lässt er die Fassaden malerisch überarbeiten und mit manieristischen Schmuckformen versehen.
1912 wird der bislang kaum auffällige, zum Ursprungsbestand zählende Treibhausvorbau der Westseite zu einem zweigeschossigen Standerker aufgestockt. Offensichtlich zeitgleich erfährt die Innenausstattung nochmals eine gründliche Überformung.
Der seeseitige Balkonanbau stellt eine maßgebliche Veränderung aus jüngerer Zeit dar und entsteht vor 1958.
Freilegung historischer Schichten – die jüngste Sanierung
Nach Auszug der HTWG erfuhren die Obergeschosse der Villa Prym im Jahr 2012/2013 eine umfassende Sanierung. Neben der haustechnischen Modernisierung für die neuen Mieter – einer Anwaltskanzlei – stand der behutsame Umgang mit der historisch gewachsenen Substanz im Mittelpunkt der Maßnahmen.
Die freigelegte Malerei wurde weitgehend konservierend behandelt. Retuschen (Ergänzungen der Malschicht) beschränken sich auf die zuvor erfolgten Reparaturen des Wandputzes. Die historische Malschicht wurde lediglich gereinigt und blieb so unverfälscht erhalten. Darunter verdeckt befindet sich die Originalausmalung von ca. 1877.
Die freigelegte Schauwand wird komplettiert durch die ebenso freigelegte originale Maserierung des Türrahmens und den angepassten Neuanstrich der wohl 1912 umgearbeiteten Flügeltüre zum Salon. In Verbindung mit der Restaurierung der teils noch originalen Fenster, dem Herrichten der Holzböden und des übrigen Holz- und Stuckwerks konnten die verschiedenen Zeitschichten der Ausstattung bewahrt bleiben.
aus: Frank Mienhart (zum Tag des offenen Denkmals Sept. 2013)